Rapunzels Adventskalender 2018

13. Dezember 2018

Hundeschule, wirklich die Lösung aller Probleme…?

Die Vorbereitungen für den Einzug eines Hundes in die neue Familie werden bei den meisten Menschen akribisch vorbereitet. Da wird alles angeschafft, was das Herz (zumindest das von Frauchen und Herrchen) so begehrt. Da wird die Wohnung für den Einzug vorbereitet und es werden gefühlte hundert Bücher gelesen, damit ihr ja auch alles richtig macht mit uns Vierbeinern.

Gaaaanz wichtig, eine Hundeschule finden. Warum???

Na der Hund soll ja schließlich von Beginn an gut erzogen werden und schließlich braucht das neue Familienmitglied auf vier Pfoten auch immer Kontakt mit seinesgleichen.

Brauchen wir das wirklich???
Schaut doch einfach mal ein bisschen genauer hin.

Ich erzähle euch einfach mal ein paar Beispiele von mir selbst und unserem Hof. Ich bin nun seit kurzem wieder in unserem Rudel integriert. Meine Mutterpflichten sind erfüllt und ich kann somit auch wieder mit den anderen Hunden unseres Hofes auch auf die Hundewiese und zu allen sonstigen Aktionen. Soll ich euch was verraten. Mal so eins-zwei kurze Runde mit denen um unseren Hundeteich rennen ist ja ganz cool. Anschließend springe ich aber über den halbhohen Zaun und setze mich dort unter die große Tanne und beobachte lieber und zwar allein und sogar ganz allein.

Georg, den Papa meiner Welpen kann man genau so erleben. Auf dem Hof rennen und toben 5-6 Hunde und was macht Georg. Er klettert auf den Steinhaufen, der am Rande dieses Hofes aufgestapelt ist und legt sich auf diesen in Beobachtungsposten.

Ein anderes Beispiel zeigt unser Albert hier auf dem Bild mit Herrchen auf der großen Hundewiese ganz deutlich. Beide sitzen einfach nur da und beobachten. Die Wiese ist bei der Entstehung dieses Fotos übrigens voll mit Artgenossen der verschiedensten Altersgruppen. An einer Stelle wird gerade ein Loch gebuddelt. Ein Junghund versucht gerade einem älteren Vertreter ein Stöckchen abzujagen und…und…und.

Jeder beschäftigt sich also doch irgendwie auf seine Weise. Ja und na klaro renne ich dann auch mal zu meiner Kumpeline Paola, wenn die gerade von einem Rüden belästigt wird und vertreibe diesen Casanova. Und es macht auch mal super Spaß, ein Wettrennen mit anderen Hunden zu dem Stock den Frauchen geschmissen hat zu veranstalten.
Die Frage war jedoch, brauchen wir andere Hunde dazu. Ein Wettrennen kann man auch mit Menschen machen. Toben und Spielen kann man übrigens auch mit Menschen. Das Problem ist eigentlich nur, ihr wollt oder macht es nicht wirklich mit uns.

Bei vielen Familien mit Kindern klappt das übrigens spontan ganz Klasse. Die Kids erfreuen sich genau wie wir gerne mal am Rumtollen oder Ringelzeck spielen. Die rollen sich auch schnell mal mit uns direkt über die Wiese. Das macht dann beiden Seiten Spaß. Ein kleines Problem gibt es hier maximal beim Ende. Weder Kinder noch Hunde finden hier meist selbst eine Grenze, wann auch mal Schluss sein muss. Hier sind dann die Eltern zum Eingreifen gefragt.

Bei euch Erwachsenen geht es oft immer nur um Disziplin. Ja, die muss schon auch sein, das sehe ich ja ein. Wir können nicht überall Scheibe spielen. Aber Leute der Ausgleich sollte passen, oder? Um die sogenannte Auslastung für uns Hunde zu schaffen, Erziehung zu bekommen und gleichzeitig Kontakte zu Artgenossen aufzubauen geht ihr mit uns dann also brav jede Woche ein – zwei mal zur Hundeschule. Hier lernen erwachsene Menschen marionettenmäßig mit ihrem Hund auf Anweisung eines Hundetrainers im Kreis zu laufen. Einmal rechts rum, einmal links rum und nun alle bitte mal stehen bleiben und den Hund ins Platz bringen.

Das ist eine Möglichkeit, durchaus. Kann man machen, kann man aber auch lassen. Wer dort Spaß dran hat und damit zu seinem eigentlich Ziel kommt, sollte daran auch bitte niemals etwas ändern. Hört dabei auf euren Bauch und lasst euch nicht durch verschiedenen Meinungen hier hin und her reißen. Wir Hunde sind da leicht im Nehmen. Wir machen so ziemlich jeden Blödsinn auch mit.

Vielleicht schaut ihr dabei nur irgendwann mal genauer hin und seht, was konkret auch uns davon gefällt und was wir vielleicht einfach nur mitmachen.
Schließlich geht es doch schlussendlich wieder um eine gute Beziehung. Auch mein Frauchen hat mal so begonnen. Sie ist selbst zu Hundeschulstunden gerannt, um ihre damaligen Hunde auch richtig zu erziehen. Sie hat als Hundetrainer von der Welpenspiel- bis zur Fortgeschrittenen – Guppe Anleitung für Hundebesitzer gegeben.

Die Zeiten ändern sich. Heute hat Frauchen erkannt, es gibt nicht „die Methode“. Jeder muss selbst für sich den richtigen Weg in eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung finden. Sowohl das Ziel als auch das Ergebnis sieht bei jedem Team anders aus. Als Hundetrainer holt Frauchen heute Menschen genau da ab, wo sie nicht weiterkommen und versucht sie mit ihren vielen bereits gemachten Erfahrungen einfach mal auf einen anderen Weg umzulenken. Wenn sie sich nicht umlenken lassen, ist das aber auch völlig okay. Jedes Mensch-Hunde-Team ist individuell. Zumindest mein Frauchen hat also etwas aus den Hundeschulen gelernt.

Es gibt Menschen, die finden z.B. Klickern toll. Es wird alles und überall geklickert, was das Zeug hält. Kein Thema, wenn jemand für sich und seinen Hund hiermit den richtigen Weg für eine gute Beziehung gefunden hat.
Aber Leute…Klickern ist deshalb noch kein Allheilmittel für jeden und alles.

Dann gibt es die berühmten Platzmacher. Wenn der Hund etwas falsch macht oder manchmal auch nur machen will, muss er zur Ablenkung stets und überall ganz schnell Platz machen. Ganz ehrlich, ich möchte nicht den Moment erleben, wo hier der Hund einfach mal eine Sekunde schneller ist als der Mensch.
Hört bei allen Übungen mit uns Hunden doch einfach auf euer Herz.

Ist es wirklich großartig, wenn ihr irgendwo lauft, dass ihr ständig die Umwelt scannen müsst, um euren Hund in den Platz zu bringen, falls sich irgendetwas nähert, was ihn aus der Fassung bringen könnte.
Ist es tatsächlich erstrebenswert immer und überall mit einem Klicker und einem Futterbeutel mit den abwechslungsreichsten Leckerchen rumzurennen, damit wir Hunde auf euch hören und reagieren.
Es bleibt dabei, ihr müsste es selbst rausfinden und hört dabei immer schön auf euer Herz, dann lassen wir euch auch nie im Regen stehen.

Ich höre immer auf meine innere Stimme, mein Gefühl, mein Herz und meinen Bauch. Mein Bauch sagt z.B. gerade…Hunger.

Bis morgen dann,
eure Rapunzel