Heute möchte ich mal ein Thema ansprechen, was mir in meiner Hundeschule immer öfter begegnet.
Ich denke sogar, das es oftmals ein Auslöser ist, warum wir immer mehr Hunde haben, die irgendwann nicht mehr in unsere Vorstellungen passen und wegen denen man Rat bei einem Hundetrainer sucht.

Ich durfte schon viele Hundehalter kennenlernen, die tatsächlich fast ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen um irgendwelchen Anforderungen ihrer Hunde gerecht zu werden.
Hinterfragt man mal diese Anforderungen wendet sich so manches Blatt, auch beim Hund.

Oftmals bringt man schon alleine mit dem Gedanken
„Oh…Ich muss noch mit dem Hund ne Runde drehen, der hatte heute noch gar keinen Spaß“
automatisch Hektik auch in den Hund.

Das Ergebnis:
Schon beim Griff zur Leine ist unser Vierbeiner nicht mehr zu halten.
Er springt, er bellt, er jault und rennt aufgeregt hin und her.
Sein Aktivitätslevel ist in null Komma nix auf 100.

Die Schlussfolgerung:
Unsere Gedankenwelt…Schau, er hält es kaum noch aus, nun aber schnell. Er braucht dringend seinen Auslauf.
Unsere Aktion…noch schneller machen, damit es endlich raus geht.

Das Erlernte:
Hier stellt sich die Frage… von wem?

Bei den meisten Hundehaltern setzt jetzt eine Neukoordinierung ihres Tagesablaufes ein.
Wir planen noch eine Zwischenrunde mit dem Hund, damit seine Wartezeit verkürzt wird.
Die Utensilien für den Spaziergang werden so zurechtgelegt, dass man beim Nachhause kommen nur sein Tasche in die Ecke schmeißen muss und sofort mit dem Hund starten kann.
Wir werden immer schneller und immer geschickter, um den sogenannten Anforderungen unseres Vierbeiners gerecht zu werden.

Das Lustige an der Sache ist nur…Unsere Hunde werden genau das auch.
Wir trainieren sie wie einen Sportler zu täglich höherer Kondition und immer mehr Geschicklichkeit.
Das alleine ist selbstverständlich nicht schlimm.
Wenn genau diese Konditionierung aber in die Richtung geht, dass wir Menschen von unseren Fellnasen tatsächlich bestimmt werden, läuft doch hier irgendwie was schief, oder???

Ich bin natürlich auch der Meinung, dass ein Hund das Leben eines Menschen oder einer Familie verändert.
Streckenweise sogar ziemlich gravierend, dabei aber oftmals positiv.

Man geht mit dem Hund regelmäßig raus…toll.
Man bewegt sich an der frischen Luft…super.
Man lernt viele neue Gleichgesinnte kennen…fantastisch.
Man wird sowas von freudig erwartet und das täglich und unabhängig von Stimmungen…befriedigend.

Einen Hund an seiner Seite zu haben sollte jedoch im normalen Zustand nicht unbedingt zu zusätzlichen Stress und Unruhe führen.
Wir Menschen neigen jedoch dazu, genau diesen selber zu produzieren und auf unsere Hunde zu übertragen.

Das Fazit:
Lasst uns gemeinsam viel mehr unsere Hunde beobachten.
Lasst uns dabei ihre wahren Anforderungen und ihre stets ganz individuellen Ansprüche erkennen.
Lasst uns die Zeit, die uns mit den Vierbeinern zur Verfügung steht auch gemeinsam genießen.
Lasst uns erkennen, dass Hunde gerne einfach mal nur riechen, schnüffeln, beobachten, erkunden, ruhen und kuscheln.

Ich bitte meine Zeilen nicht so zu verstehen, dass man keine Aktivitäten mit dem Hund mehr haben soll.
Im Gegenteil.
Gemeinsame Aktivitäten, die beiden Parteien Spaß machen, sind die Erfüllung für eine gute Mensch-Hund-Beziehung.
Das was meiner Meinung nach aus dem Alltag mit dem Hund raus muss ist der Druck und Stress, den wir uns bezüglich Hund oft selber machen…
dann klappt´s auch mit dem Nachbarn…upsy…mit dem Hund.

Denn:

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT