Rapunzels Adventskalender 2018

12. Dezember 2018

Haben Mäuse eigentlich Datenschutz…?

Heute muss ich euch mal eine lustige Geschichte erzählen. Mein Frauchen ist schon manchmal echt lustig. Vorweg gleich, es geht diesmal nicht um meinen Nachwuchs, der hier auch oft als süße Mäuse, so wie oben im Bild tituliert wird.
Ich liege ganz entspannt und döse vor dem Kamin rum. Plötzlich ein lauter Aufschrei. Es war ein Aufschrei meines Frauchens. Was war passiert. Herrchen hat es auch verwundert, also wir beide nix wie raus.

Unser Frauchen stand im Futterhaus. Kreidebleich, stocksteif und kaum noch atmend krächzte sie
Da…da…da…
und zeigte in eine Ecke von meiner als Ladengeschäft umfunktionierten liebsten Vorratskammer.

Also ehrlich Leute, das hättet ihr sehen müssen. Mein Frauchen, kräftig wie ein Baum und mutig gegenüber jedem noch so großen Hund steht zitternd vor einer winzig kleinen Maus.
Herrchen zog sich darauf erstmal ganz cool Gummihandschuh an und transportierte diesen ungebetenen Gast am Schwanz auf den Kompost.
Bevor ihr jetzt falsche Bilder von einer abenteuerlichen Mäusejagd im Kopf bekommt, die Maus war schon tot. Wahrscheinlich bei dem reichlichen Angebot schlicht weg überfressen.
Es gab also gar keinen Grund mehr für mein Frauchen, so ein Geschrei zu machen. Das Mäuschen hat sich einfach auch mal ein Adventstürchen geöffnet und ist dabei in unserem Futterhaus gelandet.
Dieses ist randvoll mit jede Menge Hundefutter vom Feinsten, vom guten Trockenfutter über leckere Dosen bis zu herrlichen Hundekeksen und den herrlichsten Kauartikeln.

Leider ist die Maus tot, sonst hätte ich sie mal gefragt, wie sie es geschafft hat, hier rein zu kommen. Von uns Hunden hat das auch schon so mancher hier mal probiert. Türklinke ist ja für uns kluge Geschöpfe mit ein bisschen Übung kein Hit. Schwubbdiwupp wurde die Tür mit einem Sturmhaken in für uns völlig unerreichbarerer Höhe gesichert. Spielverderber kann ich nur sagen.

Frauchen hatte sich in der letzten Zeit schon etwas gewundert, was da im Futterhaus so los ist. Es ist nämlich mit einer Videoüberwachung ausgestattet.
Ja lacht nur. Erstmal finde ich es schon sehr wichtig, dass unser wertvolles Futter gut bewacht wird.
Auf einem Hundehof mit so vielen Hunden ist das der Lacher, denkt ihr.
Das haben die Zweibeiner hier bis vor 3 Jahren auch immer geglaubt. Hier wurde auch kaum etwas verschlossen, denn wer bricht denn auf einem Hundehof ein.

Weit gefehlt kann ich euch nur sagen. In unserem Futterhaus verkauft Frauchen auch Futter und da steht folglich auch eine Kasse drin.
Diese hat tatsächlich ein fremder Eindringling gut gefüllt nach dem Ostergeschäft vor 3 Jahren nachts still und heimlich weggeschleppt.
Unglaublich aber war. Kein einziger Hund hat hier richtig Alarm geschlagen. Wahrscheinlich waren zu diesem Zeitpunkt auch in der Pension nur Retriever und Schlafmützen, oder gar Angsthasen…???

Damit sei gleich mal klargestellt, ein Retriever lässt tatsächlich jeden ins Haus. Wir sind total offenherzig und folglich auch als Wachhunde völlig ungeeignet.
Aber zurück zu unseren Einbrechern. Seit diesen Vorfall damals ist unser Futterhaus videoüberwacht.
Ja, so richtig wie im Film ist dort seitdem eine Kamera installiert und zeichnet jede Bewegung in diesem Raum auf.
Damit ist es leider auch für uns Fellnasen nun unmöglich, sich unerkannt hier einfach mal flink was zu stibitzen. Pech…

Lustiger Weise heißt die Anlage auch noch Wolf (Vielleicht Werbung, wegen Namensnennung, aber unbezahlt) und wird vorschriftsmäßig auch entsprechend aller Datenschutzregelungen betrieben.
Am Eingang werden natürlich alle unsere Kunden schon beim Betreten meines persönlichen Hoheitsgebietes, sprich Futterhauses mit einen Schild auf diese Videoüberwachung hingewiesen.

Eigentlich alles albern, aber seit dem Einbruch hatte mein Frauchen nicht nur an dem materiellen Verlust lange zu knabbern, sondern auch schon ein psychisches Problem mit der Dreistigkeit von solchen Eindringlingen. Natürlich werden diese Aufnahmen auch regelmäßig gelöscht, wenn es keine Notwendigkeit für den Erhalt einer Aufzeichnung gibt. Nur solche, die tatsächlich als Nachweis für gewisse Aktionen, wie z.B. Straftaten relevant sind, werden hier bis zur Beweissicherung aufbewahrt.

Und genau hier wunderte sich Frauchen in der letzten Zeit. Ständig wurde die Kamera, die nur bei Bewegung in diesem Raum aktiviert wird, tatsächlich in Betrieb genommen. Auf den Aufzeichnungen war jedoch nie irgendjemand zu sehen. Die lachende Maus oben rechts im Bild wurde von mir als Spaß symbolisch reinkopiert.

Es gibt nur eine Lösung für dieses Rätsels. Selbst das Durchhuschen der Mäuse aktiviert also die Überwachung.
Was aber nun? Können wir das Mäuschen des Diebstahls überführen?
Vielleicht lässt sich mit Zeitlupe sogar genau erkennen, womit sich diese freche Maus den Magen vollgeschlagen hat.
Und noch eine Frage taucht auf.

Unterliegt dieses Wesen namens Maus eigentlich auch dem Datenschutz?

Sind wir mit der Aufzeichnung vielleicht in ihre Privatsphäre eingedrungen? Schließlich kann sie das Schild mit Achtung Videoüberwachung in der für Menschen gut sichtbaren Höhe aus ihrer Ebene ja gar nicht lesen. Sie wurde also gar nicht vorgewarnt.

Na, am besten meine Frauchen kümmert sich da schon mal um eine anwaltliche Vertretung. Vielleicht hat das Mäuschen ja gar keine Straftat begangen, sondern nur Schutz vor diesem derzeit nassen Wetter gesucht.
Gut, obgleich solche Kameras ja nun super zumindest für einen Nachweis von Straftaten dienen kann und hier bereits auch schon gute Arbeit für ihre Zwecke geleistet hat, in unserem Mäuschenfall glaube ich, werden wir das Geheimnis wohl nie lüften können.
Die Maus ist tot. Die Aufzeichnungen wurden gelöscht.

Die Geschichte endet also mit „Aus die Maus“.

Ich werde jetzt mal schauen, ob mein Futternapf auch ohne Einbruch in das Futterhaus gefüllt wurde und wünsche euch einen schönen Tag.

Bis morgen dann
eure Rapunzel