Rapunzels Adventskalender 2019
2. Dezember
Jedem Ende wohnt ein Anfang inne…
Auch wenn es sich bei unserem Retrieverhof um eine Zuchtstätte handelt, haben wir es nicht nur mit Geburten zu tun, sondern kommen auch an dem Ende des Lebens, dem Tod nicht vorbei. Er gehört zum Leben, wie traurig das auch sein mag. Mich z.B. würde es hier auf diesem Hof gar nicht geben, wären meine Golden Retriever Vorgängerinnen nicht gestorben. Schon Schiller sagte:
Das Leben ist nur ein Moment,
der Tod ist auch nur einer.
Seit 17 Jahren gibt es nun den Retrieverhof als geschützte Rassehundezuchtstätte. Ein Hundeleben ist leider nicht so lang. Daher gab es in letzter Zeit auch aus unserer Zucht vermehrt Hunde, die sich von ihren Familien verabschiedet haben. Wir selbst haben 2019 vier wundervolle Hunde gehen lassen müssen. Zu diesen Zeitpunkten litten hier die Zweibeiner im wahrsten Sinne des Wortes alle wie ein Hund. Das sind ohne Frage Momente im Leben eines jeden Hundemenschen, die man lieber meiden würde. Genau dieser Sache muss man sich aber schon bei der Anschaffung eines Hundes stellen.
Schröder hat uns im Januar verlassen. Er war ein Bílderbuch – Golden Retriever und ich habe in meiner Aufwuchsphase hier auf dem Hof von diesem alten Herren so manchen Stieper einstecken müssen. Genau von diesen Korrekturen habe ich aber auch sehr viel gelernt.
Frodo war ein bildschöner Labrador Retriever Rüde und eher der gutmütige Onkel für mich. Er ist kurz nach seinem 14. Geburtstag Anfang September von uns gegangen. Mit ihm konnte man alles machen. Selbst ein an den Ohren ziehen hat er sich ohne jegliches Murren von uns Jungspunden ständig gefallen lassen.
Ja und unser Bernhard hat sich gerade erst vor 4 Tagen von uns verabschiedet. Bernhard, ein Berner Sennen Rüde war der eigentlich als Hof- und Wachhund angeschaffte Hund auf unserem Hof. Dafür war er jedoch völlig ungeeignet und hat sich somit als Kuschelbär und Liebling von Frauchen in unserem Rudel etabliert. Dadurch hatte er auch ein besondere Beziehung zu unserem Frauchen, der momentan noch jeden Tag die Tränen in den Augen stehen, weil sie ihn, wie wir alle hier irgendwie schon sehr vermisst.
Alle diese drei Hunde haben ihr ganzes Hundeleben lang außer zu den Gesundheitsvorsorgen nie wirklich einen Tierarzt gebraucht und sind nach ihrer eigenen abgelaufener Uhr einfach altersmäßig in den Armen von unseren Zweibeinern verstorben. Mit dem 4. Hund war das leider nicht so. Das jedoch ist eine andere Geschichte, von der ich euch an einem der nächsten Kalendertürchen – Tage erzählen werde.
Das Sterben von Hunden ist in letzter Zeit öfter auch ein Thema von den bereits langjährigen Hundebesitzern aus unserer Zucht. Im Gegensatz zum Menschen besteht beim Hund ja die Möglichkeit, sein Leben zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden. Man muss also heute keinen Hund mehr leiden und sich mit Schmerzen quälen lassen. Wann jedoch ist dieser Zeitpunkt? Schließlich beherrschen wir Hunde nicht die menschliche Sprache, um uns dazu zu äußern.
Hört dabei am besten auf euer Herz und das aber auch ehrlich. Schaut eurem Hund einfach in die Augen. Wenn ihr darin lesen könnt, dass sie des Lebens müde sind und sich dabei täglich quälen, sollte man die gegebene Möglichkeit nutzen und diesem Elend ein schnelles Ende bereiten. Ab einem bestimmten Alter sollte man auch über unnötige tiermedizinische Behandlungen nachdenken. Natürlich fällt es jedem Hundemenschen schwer, den geliebten Hund dann irgendwie gehen zu lassen. Aber eine künstliche Lebensverlängerung kann unter Umständen auch qualvoll für einen Hund sein.
Wie immer sich auch ein Hund aus eurem Leben verabschiedet. Das Wichtigste dabei ist…
Lasst ihn damit nicht allein!!!
Wir Hunde teilen mit euch über viele Jahre fast jede Situation. Wir sind soweit es möglich ist, ständig an eurer Seite, erleben euer Lachen und spüren aber auch eure Traurigkeit. Wir gehen quasi mit euch durch dick und dünn.
Das Sterben, auf welchen Weg auch immer ist eine Situation, wo ihr uns für unsere Treue an eurer Seite danken könnt. So wie ich das bisher hier auf unserem Hof erlebt habe, ist das auch sowohl für den Hund als auch dessen Besitzer wichtig.
Mein Frauchen hat ja schon ein Leben lang Hundeerfahrung und dabei z.B. auch schon die Haltung von Jagd- und Gebrauchshunden erlebt. Hier ist es oftmals noch der Natur nachgestellt üblich, dass der Hund sich irgendwo alt und gebrechlich verkriecht und dort dann alleine und einsam stirbt. Das muss man uns heute weiter domestizierten und damit sehr menschenverbundenen Hunden nicht mehr antun. Deshalb nehmt euch beim Abschied von euren Hunden unbedingt die Zeit und lasst sie in euren Armen einschlafen und haltet ihnen dabei die Pfötchen, egal ob bei einem natürlichen Tod oder beim Tierarzt durch Euthanasie. Als euer treuer Freund, Lebensbegleiter und Familienmitglied mit Fell haben wir uns die unmittelbare Nähe bei unserem letzten Weg und dem damit verbundenen Abschied von euch verdient.
Der Abschied von einem geliebten Wesen fällt immer schwer. Die Trauer dazu sollte man auch zulassen. Auch wir Hunde trauern um unsere Artgenossen. Jeder macht das natürlich auf seine ganz individuelle Weise. Das ist auch gut so. Was bleibt sind die Erinnerungen. Immanuel Kant formulierte sehr passend dazu mal folgende Worte:
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern.
Tot ist nur, wer vergessen wird.
Ich denke mal, dass jedem wahren Hundemenschen das Vergessen seines treuen Gefährten auf vier Pfoten wohl sehr schwer fallen wird.
In diesem Sinne eine besinnlichen Start in die erste Adventswoche dieses Jahres.
Bis morgen dann,
eure Rapunzel.