Rapunzels Adventskalender 2019
8. Dezember
Hinfallen, Aufstehen, Krone Richten, Weitergehen…
Klingt nach meiner gestrigen Geschichte sicherlich hart. Aber was solls. Es muss schließlich irgendwie weitergehen und das geht es ja auch tatsächlich immer, trotz so mancher böser Schicksalsschläge.
Mein Frauchen hat wahrscheinlich nicht mal eben nur so zufällig ihren Vornamen. Regina heißt im Lateinischen die Königin. Abgewandelt mit dem „Intelligenz – E“ (grins) heißt sie Regine. Es ist also irgendwie Programm für sie, auch die Wege mit Stolpersteinen zu meistern.
Aber schaut doch selbst, was will man anderes tun. Hier liegen nun 7 kleine Labbi-Fellnasen in einem Körbchen, kennen noch nichts von dieser Welt und wollen einfach nur leben. Da kann man doch nun nur alles versuchen um das zu unterstützen, oder???
Völlig kopflos fuhr Frauchen nun nach allen Geschehnissen mit ihrem gefüllten Körbchen vom Tierarzt wieder nach Hause. In ihrem Kopf kreiste es wir irre.
Wie bekommt man nun sieben kleine Zwerge satt?
Ist das alles ein Märchen oder doch Wirklichkeit?
Mutterlose Welpenaufzucht, geht das gut?
Ammenaufzucht, wäre das nicht eine Alternative?
Woher aber auf die Schnelle eine Amme nehmen?
Oder doch Flaschenkinder?
Habe ich überhaupt passende Fläschchen zu Hause?
Und genug Welpenmilch?
Wie viel und wie oft trinken denn nun 7 kleine Welpen überhaupt?
So in Gedanken bis zur Besinnungslosigkeit kennt sogar das Auto von Frauchen irgendwie den Weg und die kleinen Welpis ziehen in ihre mutterlose Welpenkiste unter eine Rotlichtlampe bei uns im Haus. Frauchen sitzt wie ein Schlosshund heulend davor und grübelt weiter.
Satt kriegen ist ja nur eine Seite. Bei so kleinen Welpen ist aber der Stoffwechsel ja noch gar nicht im Gang. Diesen regt die Hundemutter durch ständiges Lecken erst an. Zusätzlich massiert sie dabei die kleinen Bäuchlein. Alles lebenswichtige Vorgänge, um die Kleinen nun zum Wachsen zu bringen.
Und plötzlich hat Frauchen ein Déjà-vu. Sie hatte schon mal zu Beginn ihrer Zucht einen Cockerwurf mit der Flasche großgezogen, weil die Hundemutter irgendwie nicht genug Milch hatte. Dazu kam, dass sich diese Hundemama dann aber auch nicht richtig um die Welpen kümmerte und so kam es schon in der ersten Woche zu Verdauungsstörungen und Problemen mit ihnen. Dieses Bauchmassieren und Anregen des Stoffwechsels ist schon eine gewisse Herausforderung. Bis auf einen kleinen Racker sind damals alle Welpis auch Stück für Stück verstorben.
Diese Erinnerungen kommen nun gerade in Frauchen wieder hoch.
Die Lösung folgt auf dem Fuße…oder sollte man besser auf Pfoten sagen?
Bianca, unsere Berner Sennen Hündin hatte auf Grund des zu dieser Zeit bereits schlechten Zustandes von unserem Bernhard ihr Hundebettchen vorrübergehend von ihm getrennt, direkt vor der Tür unserer Geburtsstube im Flur. Sie hatte also auch von der Geburt alles genaustens mitbekommen und als bereits selbst schon mal Mama, so wie ich auch Emotionen bei jeden Quieken, wenn ein neuer Welpe geboren wurde.
Diese Tür war jetzt, wo Frauchen weinend vor der Welpenkiste hockte, nicht richtig geschlossen, sondern nur angelehnt. Bianca kam dadurch zu Frauchen und stupste sie mit der Nase. Sie wollte Frauchen trösten. Frauchen nahm sie in den Arm und kuschelte mit ihr. Dabei schluchzte sie ihr völlig verheult ins Ohr, dass die Kleinen nun wirklich ohne Mama sind und Frauchen nicht weiß, wie sie jetzt schaffen soll, die Kleinen groß zu kriegen.
Was nun folgte trägt Gänsehautcharakter. Bianca schnüffelte erst ganz vorsichtig an den Welpen. Der Blick ging dabei immer wieder zu Frauchen. Es war als fragte sie um Erlaubnis für das Reinstecken ihrer Nase in diese Welpenkiste. Nach einer kurzen Weile fing sie an, die kleinen Racker zu belecken. Wieder ging ein fragender Blick zu Frauchen. Die saß mit den Händen vor den Augen fassungs- und regungslos da. Kein Verbot, entnahm Bianca diesem Verhalten, also weiter. Jetzt stieg sie super vorsichtig zu den Welpen in die Kiste und drehte sich ganz behutsam zu ihnen rein. Es dauerte keine Minute und alle Welpen hingen Bianca an der Brust.
Ein unvergessenes Bild für uns alle.
Mehr Glück im Unglück konnte es nun nicht mehr geben. Bianca ist eine große, gesunde und superliebe Hündin. Sie war bereits selbst Mama und hat somit schon Erfahrung mit der Welpenaufzucht. Mit ihr gibt es kurzfristig im Gegensatz zu mir auch keine Pläne in der Zucht. Alles schien somit perfekt und ist es auch.
Bianca hatte nun natürlich keine Milch, jedenfalls noch nicht. Deshalb ist es nun keine wirkliche Amme für die Zwerge. Sie kann die Kleinen nicht ernähren. Aber mehr Hilfe und Unterstützung als von dieser unglaublich fürsorglichen Ersatzmama kann mein Frauchen nun mit diesem Wurf gar nicht bekommen. Bianca lässt die Kleinen ständig nuckeln, was ja schon mal einen unglaublich beruhigend Aspekt hat. Sie hält die Zwerge und auch das Revier perfekt sauber. Damit hat sie auch das Massieren der Bäuche voll übernommen. Ein echter Traum als Mutter – Ersatz für unsere Erika.
Frauchen hat natürlich trotzdem auch ihren Job. Zuerst alle 2-3, inzwischen alle 4-5 Stunden bekommen die Hundebabys von ihr nun das Fläschchen. Der Anfang dafür war hart. Man musste erstmal das passende Fläschchen mit dem passenden Sauger und vor allem der passenden Lochgröße finden. Dann hat es ewig gedauert, bis die Zwerge endlich anfingen zuzunehmen. Das zehrte natürlich auch wieder den Nerven von Frauchen.
Inzwischen ist alles super eingespielt und die beiden Ersatz – Mamas arbeiten als Team echt gut zusammen. Frauchen ist zwar derzeit Dauermüde aber inzwischen dafür guter Hoffnung, dass wir die kleine Bande vielleicht doch durch und groß bekommen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Es ist schon noch ein Stück weg bis dahin. Sie müssen es auf diese Weise schaffen, irgendwann allein zu fressen und dabei vor allem auch ohne richtige Muttermilch gesund bleiben. Dann wird alles wirklich gut.
Also Leute…
Ihr seht…Immer wieder aufstehen, Krone richten und weitergehen ist der richtige Weg aus jeder Misere. Ich kann zumindest klug davon reden.
In diesem Sinne einen wunderschönen 2. Advent für euch alle,
Bis morgen dann,
eure Rapunzel