Rapunzels Adventskalender 2019

6. Dezember

Früher war alles besser…

ein Gedanke, der uns schnell einfängt, wenn wir gerade mal selber und meistens auch mit uns selbst nicht wirklich im Reinen sind. Gerade heute am Nikolaustag höre ich viele Menschen der „reiferen“ Generation solche Sprüche klopfen.

Zugegeben, wenn man sich mal so umschaut und dabei sieht, was heutzutage so alles in den Stiefeln am Nikolaustag landet, dann stellt sich schon mal die eine oder andere Frage. Letztendlich ist dieser Nikolaustag mit seiner religiösen Herkunft ursprünglich vor allem ein Tag für die Kinder. Sie sollen einen Ansporn dafür bekommen, dass wenn sie brav waren, der Nikolaus „kleine“ Geschenke verteilt.

In der Zwischenzeit hat sich der Erdball aber mehrfach um seine Achse gedreht. Schon die Antwort auf die Frage, was ist brav sein, enthält heute mit Sicherheit eine völlig neue Antwort. Und mal Hand aufs Herz, möchten wir wirklich alles wie früher. Also meine Antwort als Hund ist schon mal eindeutig: Nein…

Früher hätte ich z.B. niemals in der Adventszeit mit Frauchen oder Herrchen auf der Couch in einer warmen Stube liegen können. Es gab auch für Hunde öfter mal Hungertage, was für mich heute einfach unvorstellbar ist.

Oder nehmen wir mal die Erleichterungen für alle Hausfrauen und – herren. Meine Hundehaare sind heute ratzfatz in modernen Staubsaugern verschwunden. Auch ein wesentlicher Beitrag dafür, dass ich heute mit im Haus meiner Besitzer leben kann. Wenn heute meine Lieblingsleckerchen alle sind, setzt sich Frauchen an den Computer, bestellt mir einfach Nachschub und am nächsten Tag steht unser geliebter Postmann mit einer Lieferung und zusätzlich Leckerchen in seiner Hosentasche zur Beruhigung meiner Aufgeregtheit vor unserer Tür.

Wer will diesen Luxus noch missen? Und gehen wir noch einen Schritt weiter. Was wird aus der gesamten Wirtschaft, wenn wir uns plötzlich wieder rückwärts drehen. Stellt euch vor, wie der Postmann z.B. dann zu Hause sitzt und Socken strickt, weil er nur noch einen Tag in der Woche Arbeit hat.

Also ganz so einfach ist es dann doch nicht mit dem Früher und alles besser. Manchmal reicht ja tatsächlich schon ein bisschen Umdenken. Nehmen wir nur mal ein Beispiel aus unserer Hundepension hier. Ihr glaubt nicht, wie manche Gäste hier so anreisen. Sie kommen z.B. mit einer eigenen Spielzeugtasche. Soll ich euch das Ergebnis dessen verraten? Diese steht während des Aufenthaltes bei uns in der Ecke und der Hund erfreut sich an Tobe- und Rennspielen mit jede Menge neuen Hundekumpels. Er braucht an diesen Tagen kein einziges Spielzeug, nicht eins.

Aber das ist doch sein Lieblingsspielzeug, hört man die Besitzer auf den Hinweis der Sinnlosigkeit solcher Mitbringsel dann sagen. Das mag ja auch sein. Aber wenn ihr mit euren Kindern jetzt z.B. auf den Weihnachtsmarkt geht, haben die mit Sicherheit auch kein Spielzeug im Gepäck. Da gibt so viel andere Dinge zu entdecken, oder?

Manchmal braucht es eben tatsächlich ganz wenig, um glücklich zu sein.

Dabei fällt mir wieder der Faktor Zeit ein. Wie kostbar ist sie inzwischen geworden. Wenn ihr Menschen euch davon einfach mal gegenseitig ein bisschen schenkt, dann hat der Spielzeughersteller mit Sicherheit einen Auftrag weniger, dafür lebt aber ein kleines Restaurant oder das Kino in der Kleinstadt vielleicht ein paar Tage länger, weil ihr das in eurer freien Zeit mit der Familie besucht habt. Wenn dann der Kinobetreiber nun vielleicht noch seine Einrichtung mit Spielzeugelementen ausstattet, hat auch der Spielzeughersteller wieder Brot.

Zugegeben, als Hund denke ich hier vielleicht ein bisschen kleingestrickt. Aber ich habe z.B. mit meinem Frauchen vor kurzem eine Fernsehsendung gesehen, da haben ganz junge Leute alte Möbel aus dem Sperrmüll gerettet und arbeiten diese in einer modernen Werkstatt wieder richtig klasse auf. Ich denke sowas verdient seine Aufmerksamkeit für unser aller Zukunft.

Aber kommen wir zurück zum Nikolaus. Früher trafen sich die Familien vor solchen Tagen und dann haben die Omas mit den Töchtern oder Schwiegertöchtern und den Enkeln gemeinsam Plätzchen gebacken. Die Männer haben währenddessen in lustiger Runde Karten gespielt. Um genau solche Momente ist es einfach ein bisschen schade.

Stattdessen gibt es bei den Kindern jede Menge Nikolauspartys, an denen es zum Schluss auch irgendwie wieder nur um den Job geht. Die Enkel werden während dieser Zeit von Kindermädchen betreut und die Großeltern sitzen einsam vor ihren Flimmerkisten…ähhh…riesen LED-Fernsehern um wenigstens noch ein bisschen am Weltgeschehen teilzunehmen.

Okay…das lassen wir jetzt einfach mal so im Raum stehen. Hundemenschen sind da ja zum Glück tatsächlich wieder ein bisschen anders gestrickt. Sie treffen sich noch zu Spaziergängen, unternehmen etwas mit Gleichgesinnten und haben durch uns Fellnasen auch als Familie tatsächlich viel gemeinsamen Spaß. Sie verbringen also echte Zeit miteinander.

Fazit: Schafft euch einen Hund an.

Bevor ich jetzt vom Nikolaus selber nun gar nichts abbekommen, weil ich statt brav sein hier kluge Sprüche klopfe, werde ich mich mal ganz verschmust an meine Frauchen kuscheln. Das liebt sie besonders und dann rückt sie bestimmt heute einen besonderen Knabberspaß für uns Vierbeiner raus.

In diesem Sinne euch auch allen einen netten Nikolaustag.
Bis morgen dann,
eure Rapunzel