Rapunzels Adventskalender 2019

20. Dezember

Bello ist tot…

Nein, nein, keine Sorge. Das wird jetzt nicht die nächste Geschichte vom einem verstorbenen Hund von Retrieverhof. Bello heißt mein heißgeliebter Plüschhund. Eigentlich muss ich jetzt sagen hieß, denn Bello hat nur noch einen halben Kopf und ist somit auch nicht mehr richtig zu gebrauchen. Ich habe ihn geliebt, so sehr geliebt. Immer wenn ich auf meinem Schlafplatz verweilte, habe ich mich ganz fest an ihn ran gekuschelt und wir haben zusammen unsere Hundeträume geträumt.

Bis vor genau 2 Tagen.

Ich habe Bello fälschlicherweise mit in das Welpenarial genommen. Eigentlich dachte ich, unser Nachwuchs sind kleine Labradore. Ich habe mich getäuscht.
Es sind auf dem Land lebende Piranhas.

Wie ich darauf komme???

Die haben sich auf meinen Bello gestürzt und ihn in alle Himmelsrichtungen gezogen. Gezogen ist eigentlich geschmeichelt. Sie haben sich auf ihn geworfen und ihn eiskalt gekillt. 7 kleine Labbiwelpen auf meinen kleinen Bello. Gemein, oder???

Als ich mich bei Frauchen beschwert habe, winkt diese nur kurz ab. Das Lied kenne ich schon, so ihr Kommentar. Hallo, diese Rabauken haben innerhalb weniger Sekunden meinem geliebten Plüschhund das Leben ausgehaucht. Frauchen erwidert auch darauf ganz gelassen: Selber schuld.

Boah, eh, wie ist die denn heute drauf. Ich glaube, ihre Schützlinge haben auch so ihre Spuren bei ihr hinterlassen.

Aber wenn ich jetzt gerade mal so nachdenke… Es gibt tatsächlich viele Kunden hier, die kommen und brauchen fix mal ein neues Plüschtier für ihre Fellnasen. Dazu erzählen sie dann auch jede Mengen Geschichten, warum und in welcher Geschwindigkeit das vorher angeschaffte Plüschi nicht lange überlebt hat. Es folgt eine ausführliche Erläuterung, was alles mit dem Hund getan wird, damit er ja auch ausgelastet ist. An fehlender Beschäftigung kann es also nicht liegen, trotzdem macht er dann das Spielzeug in der Abwesenheit der Besitzer ziemlich rasch kaputt.

Ich erzähl euch jetzt mal die genaue Geschichte von meinem Bello. Dieser Plüschhund zog mit mir gemeinsam hier ein. Er war das Einzige, was mir aus meinem Elternhaus geblieben war. Gut, nun nicht alle gleich traurig werden. So dramatisch war es nicht, denn ich hatte hier den ganzen Tag jede Menge Abwechslung und auch Hundekumpels, die bei mir gar nicht erst eine Trauer um mein altes Rudel aufkommen ließen.

Aber es kamen auch die Nächte. Hier schlief ich erstmal ziemlich erschöpft von den vielen neuen Impressionen ein. Wenn ich dann nachts aber wach wurde, war in meiner Nähe Bello. Er roch so vertraut nach meiner Mama und meinen Geschwistern. In ihm eingekuschelt mit diesem Duft in der Nase fand ich irgendwie immer schnell auch wieder in den Schlaf.

Natürlich bekam ich hier in meinem neuen zu Hause auch Spielzeug. Da gab es z.B. eine Ratte mit einem tollen langen Schwanz. An dem konnte man dieses Plüschi herrlich durch die Gegend schleudern. Zusammen mit Frauchen haben wir endlose Zerrspiele mit dieser Ratte gemacht. Immer wieder wurde sie für mich in Bewegung gesetzt, damit ich mit ihr spiele. Ja und nun vergesst mal nicht, dass wir Hunde auch irgendwie Raubtiere sind. Diese bewegte Ratte wurde zur Beute und Beute muss gestoppt, gefangen und getötet werden. Völlig normal für ein Raubtier…ist doch klar…oder???

Der Heimtierbedarf hat sich auf diese Thematik übrigens perfekt eingestellt. Es werden in die Plüschtiere für Hunde inzwischen sogar Quietschtöne eingebaut, die uns dann in unserem Beutetrieb so richtig bestätigen und uns mit diesem Spielzeug völlig abdrehen lassen. Das habt ihr mit euren Hunden bestimmt alle schon mal erlebt. Wenn die Menschen uns erstmal zeigen, wie diese Teile so herrliche Töne von sich geben können, wollen wir das natürlich auch selbst ausprobieren. Wenn wir das dann können, wollen wir wissen, wo die Stimme herkommt. Dazu muss das Plüschi natürlich geöffnet werden. Ratzfatz wird diese Stimme dann von uns seziert. OP gelungen, Patient tot, so dann das Ergebnis.

Mit Bello passierte sowas nicht, bisher jedenfalls. Bello wurde mir auch nie als Spielzeug angepriesen. Er wurde einfach mit auf meinen Schlafplatz gelegt. Er war somit von Beginn an mein schlafendes Geschwisterchen. Sowas ist natürlich keine Beute und wird auch nicht getötet, wenn es dann nicht irgendwann in die falschen Pfoten kommt.

Ähnliches passiert bei unseren Welpenkäufern auch oft. Alle Welpis bekommen beim Auszug immer ein kleines Plüschi mit. Diese überleben meistens ewig. Sie werden nicht kaputt gemacht. Sie sind uns sowas wie heilig. Bekommen wir dagegen dann andere Spielzeuge geschenkt, durchlaufen diese dann auch schnell das Schicksal von meinem Bello im Welpenrevier.

„Schau, was ich hier für dich habe. Einen neuen Teddy. Und horch der quietscht sogar ganz großartig. Und lange Schlackerbeine hat er auch.“

Wie kann man eine Beute denn nun noch schmackhafter zelebriert bekommen. Das klappt übrigens auch mit einem Ball, einem Kong oder anderen von euch Menschen hoch angepriesenen Spielzeugen.

Es bleibt dabei, was ich euch schon in den vergangenen Jahre erläutert habe. Spielen kann ein Hund nicht alleine. Irgendwann hat auch ein eurer Meinung nach gut ausgelasteter Hund Langeweile und knöpft sich dann natürlich das herumliegende Spielzeug vor, um, nein nicht mit ihm zu spielen, sondern um es zu zerlegen, wie es sich für ein Raubtier gehört.

Deshalb empfiehlt mein Frauchen auch besser Kauknochen statt Spielzeug während des Alleinseins den Hunden zu überlassen. Damit können sie ihre Wartezeiten viel besser überbrücken und die wunderschönen „Bellos“, die es sicherlich auch zu Weihnachten wieder für ganz viele Hunde als Geschenk gibt leben einfach länger.

Ich muss nun mal schauen, ob ich Frauchen überreden kann, dass ich vielleicht einen neuen Schlaf – Bello bekomme. Wenn dieser wie der Vorgänger tatsächlich nur zum Kuscheln beim Schlafen und nicht als Beutetier angepriesen wird, überlebt er vielleicht auch wieder ein paar Jahre bei mir.
In diesem Sinne einen schönen Start in das letzte Adventswochenende.

Bis morgen dann,
eure Rapunzel