Rapunzels Adventskalender 2019

23. Dezember

Sag mir wo du stehst…

Ein Tag vor Heiligabend heißt, das alte Jahr hat genau noch 8 Tage. So neigt sich wieder ein Jahr zu Ende und bei euch Menschen wird eine Liste mit Vorhaben erstellt, was ihr im neuen Jahr alles besser oder richtig machen wollt.  Dazu gehören für Hundebesitzer natürlich auch immer viele Vorhaben mit uns Fellnasen.
Wir sollen als der Sozialpartner Nr. 1 euch Menschen entspannt auf allen Wegen begleiten. Wir sollen immer und überall nett und freundlich sein und das Wichtigste…gehorsam.

Auf dem Retrieverhof gab es, wie ich euch schon berichtet habe, auch 2019 wieder kleine tapsige Fellkinder, die jetzt in ihren neuen Familien die weite Welt kennen lernen. Durch die wundervollen Kontakte zu den Besitzern sehen wir viele unserer Zöglinge über das ganze Jahr verteilt auch als Besucher auf unserem Hof wieder. Einige verbringen ihre Urlaubszeit in unserer Hundepension, während ihre Menschen z.B. mit Flugzeugen unterwegs sind. Ansonsten werden wir aber auch von Infos und herrlichen Bildern über die Entwicklung auf dem Laufenden gehalten.

Ein ganz spezielles Problem ist bei allen Begegnungen und Kommunikationen irgendwie immer wieder ein Thema.

Der Hund hat Angst bzw. ist unsicher vor…

Und jetzt folgen die verschiedensten Aufzählungen von manchmal ganz simplen Dingen, wie einen vorbeifahrenden Fahrradfahrer bis zu skurrilen Begegnungen mit einem Müllsack unter der Laterne im Dunkeln.

Mein Frauchen wird an dieser Stelle oft um Rat oder nach einen Tipp gefragt.
Ganz ehrlich Leute, es gibt nur eine einzige und immer wieder gleiche Antwort dafür.

„Führt“ eure Hunde sicher durchs Leben.

Ein Hund, der freudig an unserem Hoftor wie ein kleiner Flummi springt, hat keine Führung.
Ein Hund, der sich vor Aufregung fast seine Schwanz ab wedelt und dabei mit aller Kraft an der Leine festgehalten wird, hat keine Führung.
Ein Hund der in der Leine hängt und laut signalisiert, dass er fremde Menschen doof findet, hat keine Führung.
Ein Hund, der bei jeder Begegnung mit anderen Hunden unbedingt in deren Richtung will, hat keine Führung.
Ein Hund, der bei jedem lauten Geräusch mit eingeklemmten Schwanz geduckt hinter seinem Besitzer lauert, hat keine Führung.
Ein Hund, der sich beim Staubsaugen unterm Tisch verkraucht, hat keine Führung.
Ein Hund, der jeden Besucher als Erster begrüßt, hat keine Führung.

Ja ich weiß, in irgendeinem Punkt findet sich jeder irgendwie wieder. Das ist auch genau das, was uns Lebewesen ausmacht. Wir sind alle nicht perfekt.
Wichtig ist jedoch, dass wir

  • uns immer wieder Ziele setzen
  • niemals aufgeben
  • stets weiter machen

Um uns Hunde tatsächlich zu einem Gefährten zu machen, die möglichst nie auffallen, die immer an eurer Seite bleiben und das alles auch ohne Leine, bedarf es einfach einer klaren Führung durch euch als Menschen.

Warum genau das euch so unsagbar schwer fällt, kann man eigentlich nicht erklären. Ihr würdet z.B. auch nicht eure kleinen Kinder mit in ein Hotel nehmen und sie dann einfach dort im Foyer abstellen. „Nun Paulchen, schau dir mal dieses tolle Haus an. Hier wohnen wir jetzt in der nächsten Zeit.“.

So ungefähr muss man sich das vorstellen, wenn ein kleiner Hundewelpe in sein neues Heim umzieht.

Schon hier sollte man mit diesem kleinen Wesen gemeinsam durch den neuen Lebensraum schreiten und ihm Stück für Stück ganz langsam „euer“ Haus bzw.“ eure “ Wohnung zeigen und es dann an den für dieses neue Familienmitglied vorgesehenen geborgenen Platz bringen. Auch hier bleibt die Fellnase dann erstmal nicht gleich allein, sondern hat eure Gesellschaft, bis es dieses Revier vollständig erschnüffelt hat und genau dort dann auch Ruhe findet.

Wir könnten hier jetzt hunderte Beispiele aufzählen, was und wie alles so schief läuft, mit der Führung eines Hundes.

Ich möchte euch stattdessen einfach noch mal die Grundlage für eine Veränderung in die Pfote (ähh…Hand) geben.

Genau an dieser Stelle hat mein Frauchen dann, warum auch immer, einen alten und doch passenden Song vom Oktoberclub aus ihrer DDR-Jugend als Ohrwurm

Naja,…dann doch mal zurück zu uns Hunden.

Die Verknüpfung liegt etwas abstrakt vielleicht einfach an der Stelle, dass man sich mal fragt, wo sich euer Hund mit euch zusammen jeweils befindet. Eine gute Führung beginnt nämlich am besten mit einer tatsächlich eindeutigen Leinenführung. Ich weiß, das ist ein rotes Tuch für viele Hundebesitzer, aber es ist erfahrungsgemäß die Lösung der meisten Probleme mit uns Fellnasen. Wir Hunde sind Rudeltiere und kommen somit mit einer guten Führung bestens klar. Diese Führung muss aber auch eine Führung sein und nicht ein unsicheres Agieren des Menschen. Es führt z.B. immer der, der bei einer Verbindung mit der Leine vorne geht. Wenn der Hund vorne geht, führt also der Hund. Das ist einfach etwas, was ihr als Mensch niemals zulassen solltet.

„Aber mein Hund schmeißt sich sofort in die Leine und zieht mich dahin, wo er hinwill.“ Ist das wirklich so, oder habt ihr Menschen ihm das vielleicht genauso beigebracht bzw. es so erstmal zugelassen.

Nun kommt der Schritt der Einsicht und der Hund wird korrigiert. Es wird an der Leine geruckt oder man bleibt stehen, bis der Hund sich umdreht. Jetzt winkt ihr Menschen mit einem Leckerchen, was wir uns dann natürlich freudig abholen und weiter gehts. Nach 3 Minuten sind wir alle wieder an der gleiche Stelle, der Hund zieht und der Menschen hängt an seiner Leine.

Bitte stellt euch zur Korrektur eurer Hunde vor sie. Korrigiert sie immer von vorne. In einem Hunderudel bellt kein Führhund den anderen von hinten an und flüstert ihn damit zu: „Du da…komm gefälligst wieder hier hinter mich.“

Hunde haben auch keine Leine, an denen sie jetzt rucken könnten. Bei Hunden rennt der, der das Sagen hat jetzt einfach im Bogen vor den Möchtegern-Rudelführer und stoppt diesen. Genauso solltet ihr es versuchen nachzuahmen. Stellt euch vor eure Hunde und stoppt sie. Bringt sie mit eurem Körper sogar etwas ins Rückwärtslaufen. Die Sprache könnt ihr dabei sogar vergessen. Wer unbedingt etwas dabei sagen muss, kann sich das gerne selbst in den Bart brabbeln. Für die Korrektur des Hundes ist sie unwichtig.

Genau auf dieser Ebene korrigieren Mütter (in dem Fall jedoch auch ohne Leine) z.B. ihre Welpen, und Hunde sich untereinander. Das sollte man sich als Hundebesitzer einfach genauso ein bisschen annehmen. Die Leine ist dabei ein super Hilfsmittel zum Festhalten, nicht zum Korrigieren des Hundes. Klappt diese Leinenführung irgendwann perfekt, klappt auch alles andere meistens automatisch. Jeder Hund akzeptiert euch Menschen auf diese Art als souveränen und fähigen Rudelführer.

Vielleicht ist genau das ja einer euren guten Vorsätze für das neue Jahr. Wer bei dieser Arbeit Hilfe benötigt, kann sich gerne an mein Frauchen wenden. Im Rahmen unserer Hundeschule lernt ihr die Umsetzung sicherlich noch viel schneller.

Ich muss jetzt erstmal schauen, wo mein Rudelführer eigentlich gerade wen korrigiert. Auch bei uns ist natürlich nicht jeder Hund so perfekt, wie ich… 😉

Bis morgen dann
Eure Rapunzel