Rapunzels Adventskalender 2020

15. Dezember 2020

Was Hänschen wirklich lernt…

Auch die heutige Geschichte hat berteits einen sehr langen Bart. Ihr Menschen wünscht euch einen ruhigen gehorsamen Hund, der irgendwann völlig entspannt mit euch an der Leine durch die Natur und Heide spaziert.
Die Betonung liegt hier auf „mit euch“ und „an der Leine“.
Die springende Fellnasen-Kasper, die sich freilaufend die eigene Welt erobern gibt es bereits in großer Stückzahl tatsächlich immer häufiger.

Für jeden Außenstehenden ist es immer leicht über fremde Mensch-Hund-Teams dann zu schmunzeln und den festen Vorsatz zu haben, bei meinen Hund wird das alles anders. Das wahre Leben legt dann meistens doch andere Karten auf den Tisch und der neue Hundebesitzer fragt sich plötzlich, wie mache ich es bzw. was mache ich falsch, dass mein Hund es nicht lernt, entspannt und ohne Ziehen an der Leine zu laufen.
Ganz cool sind die Hundebesitzer, die nun die Schuld auch noch gerne woanders suchen.
Eigentlich funktioniert es ganz gut mit der Leineführung, aber !!!

…hier ist jetzt gerade zu viel Ablenkung
…der andere Hund fordert ihn ja zum Spielen auf
…oder beim Besuch unseres Hofes… er hat jetzt sein altes zu Hause wiedererkannt und ist dadurch natürlich völlig aus dem Häuschen.

 

Ich könnte hier noch so manches Beispiel aufführen, möchte stattdessen aber an dieser Stelle einfach mal offenbaren, dass der Ursprung auch der guten Leineführigkeit, obwohl man noch gar nicht wirklich mit diesen Hundebabys an der Leine läuft, bereits in der frühen Kinderstube liegt.
Ihr übernehmt solch kleines Fellknäul, wie meine Racker hier und legt ihnen glatt die Welt zu Füßen.
Gut soll es ihm gehen, wohl soll er sich fühlen. Ein aufgeweckter Welpe der fröhlich durch die Gegend wuselt ist ein glücklicher Welpe, so einer der weit verbreiteten Irrglauben in der Welpenaufzucht.
Von 24 Stunden wenigstens 12 Stunden Aktion, so steht es auf dem Plan des selbsternannten fürsorglichen Hundebesitzers.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall, Leute. Nehmt euch eure Welpen und lernt ihm und auch euch gemeinsam zu chillen.
Versucht ihn, statt ihn noch anzusticheln immer wieder runterzufahren und ihm zu vermitteln, mit euch gemeinsam Ruhen ist das Paradies auf Erden.

Natürlich braucht ein so kleiner Fratz Auslauf, Lösezeiten und auch mal eine Spiel- und Toberunde, jedoch nicht fortlaufend. Und dann mal Hand auf´s Herz. Wer hat euch Menschen eigentlich so unglaublich siegessicher als Welpen-Animateur ausgebildet. Sobald so ein kleiner Welpe bei euch die Augen aufschlägt, geht es los:

„Na wo ist er denn?“ hört man die Besitzer dann genau vor dem noch verschlafenen Welpen in der Endlosschleife säuseln.

oder

„Na komm mal zu Mutti…“, was schon im doppelten Sinne haarsträubend ist, denn Muttern ist hier auf dem Retrieverhof geblieben und die könnt ihr nie im Leben ersetzen.
Papa klaut sich, wie man hier gut sieht tatsächlich eher das Spielzeug von den Welpen, als das er sie damit noch lockt.

Aber bei euch wird nun Spielzeug bewegt, Bällchen geschmissen oder auch durch die Bude gerannt und der kleine Zwerg stets animiert, was das Zeug hält.

Was lernt Hänschen dabei???

Mit euch gemeinsam ist Aktion !!!
Immer und ständig !!!

Ist das wirklich das, was ihr wollt? Wohl kaum.
Nennt mir aber einen Grund, warum euer Hund eines Tages total entspannt an der Leine laufen soll, wo er doch von klein an beigebracht bekommen hat, dass ihr die Zündschnur für endlose Aktion und Abenteuer seid.
Lasst euch diese Gedanken mal einfach durch Mark und Knochen gehen und vielleicht wird der heutige Tag damit erstmal ein sehr entspannter für euch als Team.

Ich schau nun mal, wo meine kleinen Racker gerade so chillen und lege mich einfach entspannt ein Weilchen dazu, denn meine gemütlichen Spaziergänge an der Leine müssen bis zum Auszug meiner Rasselbande noch ein bisschen Warten.
Bis morgen dann,
eure Rapunzel.