Rapunzels Adventskalender 2020

7. Dezember 2020

Lebst du noch oder konditionierst du schon…?

Ja meine zuckersüßen Zwerge tippeln mit ihren 5 Wochen nun schon mal ganz gut durch die Gegend. Zugegeben, es sieht noch eher niedlich und putzig als geschickt aus, aber sie untersuchen so mittlerweile immer mehr ihre Umgebung und lernen jeden Tag ganz viel Neues kennen. Ihre Reize werden immer besser erprobt und es gibt tatsächlich schon die ersten erfolgreichen Konditionierungen.

Wenn Frauchen z.B. pfeifend mit dem Futternapf ankommt, entsteht sofort Bewegung auch in dem gerade vielleicht ruhendem Fellknäul von meinen Rackern. Dieses Signal wird bei ihnen sofort mit leckerem Futter verknüpft. Wenn Frauchen dann unser Nest sauber machen möchte, funktioniert so auch ein Rausrufen super. Kurz pfeifen und schon rennen ihr alle Welpis in das Außen – Parcours hinterher. Sie kann nun in Ruhe alles putzen und anschließend können die müde gespielten Welpen wieder im wohligen Bettchen den Schlaf der Gerechten abhalten.

Komischerweise ist genau diese klassische Konditionierung, dass, was fast alle Welpenkäufer auch vom ersten Tage an mit ihren Welpen praktizieren. Sie fuchteln im wahrsten Sinne des Wortes den kleinen Fellknäulen mit einem Leckerchen vor der Nase rum und geben dabei einen Befehl, den der Hund nun ausführen soll. Oft hat man dabei schnell das Gefühl, diese Hundemenschen haben einen Sprachfehler, weil dieser Befehl so an die gefühlte 100-mal hintereinander wiederholt wird. Wen wundert es dabei, dass auch solch kleinen Hunde schon ganz schnell ihre Ohren auf Durchzug schalten, weil das permanente Wiederholen auch ihre Reaktionen einfach abstumpft.

Ich verrate euch jetzt mal als schon erfahren Hundemama, das nicht nur des Pudels Kern, sondern auch der eines kleinen Retrieverwelpen erstmal ganz wo anders liegt. Ich erziehe meine Welpis zu Beginn ganz schlicht und einfach durch operante Konditionierung und auch wenn ihr mich als böse Hundemutter verpönt, so wende ich dabei sogar vorerst die Bestrafung an.

Meine Welpen sind von Natur aus neugierig unterwegs und lernen, wie an dem Beispiel mit dem Futter von Frauchen völlig selbstständig, was für sie interessant ist. Außer dieses Abrufen des Welpen, was ich in fast allen Lebenssituationen immer gut gebrauchen kann, ist es zu Beginn der Entwicklung eines Welpen meiner Meinung nach völlig unrelevant, ob er Sitz, Platz oder sogar schon Rolle kann. Viel entscheidender ist jedoch, ob der Welpe gelernt hat, dass er z.B. nix von der Straße frisst, oder die Blumen in der Wohnung nicht anknabbert, weil sie vielleicht giftig sind, oder die Tischdecke nicht vom Tisch zieht, weil ihm dabei was Schweres auf den Kopf fallen kann… oder, oder, oder…

Hier gibt es mit Sicherheit 1000enste von Beispielen.
Wie aber bringe ich einem kleinen Welpen genau das bei. Ich sag´s euch…mit Bestrafung.
Um das vielleicht ein bisschen abzuschwächen, präzisiere ich mal…mit positiver Bestrafung.

Hierbei geht es nicht darum, den Hund zu schlagen oder gar zu misshandeln. Es geht bei der positiven Bestrafung darum, dass uns gerade missfallende Tun des Hundes auszuschalten, in dem genau dieses Verhalten eine unmittelbare unangenehme Konsequenz hat. Ich erkläre meinen Welpen damit also, dass er dieses unerwünschte Verhalten zu lassen hat.

Nehmen wir ein Beispiel. Ich bekomme von Frauchen auch einen lecker gefüllten Futternapf hingestellt. Hierin befindet sich aber Futter für den erwachsenen Hund, ist somit also weder wirklich sehr bekömmlich noch gut für meinen Nachwuchs. Ein neugieriger Racker aus dem Wurf ist da aber völlig anderer Meinung und muss nun tatsächlich mal schauen, was denn in meinen Napf so drin ist. Als erstes knurre ich diesen Zwerg entschieden an und vermittle ihm meinen Unmut für sein Verhalten. Lässt er seine Versuche, mein Futter zu probieren dadurch nicht, gibt es schon mal einen Stupser und ich stelle mich mittlerweile verteidigend vor meinen Napf. Führt das noch nicht zum Erfolg, fällt der Stupser meinerseits schon auch etwas kräftiger aus, damit dieser kleine Schelm merkt, ich meine es ernst, das ist mein Futter und tatsächlich auch nur meins.

Genau solche Übungen können im späteren Leben eines Hundes sogar mal sehr wichtig werden. Wenn euer Hund z.B. an den Napf von einem fremden Hund will oder auch nur ein weggeworfenes Brötchen von der Straße fressen möchte.

Erstmal kurz und bestimmend einen Laut wie äh…äh anstatt das klassische Pfui oder Nein von euch geben. Sollte euer Hund darauf nicht reagieren, dürft und solltet ihr ihn schon körperlich stoppen und sogar Rückwärts führen.

Probiert es mal aus. Ihr werdet staunen, wie sich euer Hund viel besser an euch orientiert, denn ihr seid somit der Rudelführer, der sagt, was erlaubt und was verboten ist. Und noch was, das Leben mit dem Hund wird wesentlich entspannter, wenn ihr ihn nicht ständig damit nervt, ihm zu sagen was er machen soll. Sagt ihm einfach erstmal nur was er lassen soll und wachst so als harmonisches Mensch – Hund – Team zusammen. Die klassische Konditionierung läuft euch nicht davon und kann später immer noch praktiziert werden.

Ich schaue jetzt mal, was mein verrücktes Welpenrudel so macht und wem ich vielleicht mal wieder die Ohren langziehen muss.

Euch wünsche ich einen schönen Start in die Woche, bis morgen dann

eure Rapunzel.